Die Differenz eine Frau zu sein

Geschichtsforschung und Lehre

Bereich: Themen

Die zwei Unendlichkeiten: die erste Materie und Gott, María-Milagros Rivera Garretas.
    Dokumente:
  • Gute Frau, so geliebt werdet ihr von mir. Die Troubadourin, die wir Anonima 2 nennen.
  • Das Buch von der Stadt der Frauen. Cristina de Pizan.
  • Die Bewunderung der Werke Gottes. Teresa de Cartagena.

Gute Frau, so geliebt werdet ihr von mirflechaDie Troubadourin, die wir Anonima 2 nennen.

Tenzione
Auflagen

Angelica Rieger, Trobairitz. Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik. Gesamtkorpus. Tübingen, Max Niemeyer, 1981.

Marirì Martinengo, Las trovadoras. Poetisas del amor cortés. (Textos provenzales con traducción castellana), traducción de María-Milagros Rivera Garretas y Ana Mañeru Méndez, Madrid, horas y HORAS, 1997.

Register
Die Troubadourin oder Trobairitz, die wir Anonima 2 nennen, da kein Name erhalten blieb, erzählt in der Form eines Dialogs zwischen einer verheirateten Frau und einem allein stehenden Mädchen, über eine Krise in einer Liebesgeschichte zwischen dieser Frau und dem Herrn, der von ihr aufgrund seines offensiven Verhaltens verlassen wurde. Das Mädchen schreitet für ihn ein.
Translation

"Sprechen wir leise, Frau, damit niemand uns hört;
jetzt sagt ihr, dass er sich gegenüber Ihnen geirrt hat
und um Ihnen zu gefallen, unterwirft
er sein mildes Herz Ihrem Stolz.
Ich will, dass sie mir sagen, Frau,
was könnt Ihr machen, um kein Erbarmen zu spüren,
weil er jeden Tag tausend Mal angstvoll ersehnt,
wegen einem allein, seid Ihr nicht würdig ihm zu verzeihen.

Wenn sie wollen, dass ich ihm meine Liebe zurückgebe, Fräulein,
ist es sehr wichtig, dass er höflich und tapfer ist,
einfach und milde, der mit niemandem in Streit tritt,
und der freundlich mit allen ist;
Weil mir kein Bösewicht und kein Stolzer gefällt,
aufgrund seiner mein Wert fallen oder sich verringern würde,
sondern einfach und treu, diskret und verliebt:
falls er will, dass ich ihm Gnade walten lasse, soll er mir zuhören."

Transkription

“Süau parlem, domna, qu’om no.us entenda,
ara digatz, que forfaitz es vas vos,
mais que per far vostres plazers se renda,
son cor umil contra.l vostr’ ergulhos.
Vuelh que.m digatz, domna, per cals razos
poiretz estar que merces non vo’n prenda,
que mil sospirs ne fa.l jorn angoissos,
don per un sol no.l denhatz far esmenda.

Si m’amor vol, na donzela, que renda,
ben li er obs que sia gais e pros,
francs et umils, qu’ab nulh om no.s contenda
e a cascun sia de bel respos;
qu’a me non tanh om fel ni ergulhos
per que mon pretz dechaja ni dissenda,
mas francs e fis, celans et amoros,
s’el vol que.l don lezer que mi entenda.”

Das Buch von der Stadt der FrauenflechaCristina de Pizan.

Fragmente
Auflagen

Es gibt zwei kritische Ausgaben der "Stadt der Frauen":

Monica Lange "Livre de la cité des dames: Kritische Textedition auf Grund der sieben überlieferten “manuscrits originaux” des Textes," Dissertation, Universität Hamburg, 1974.

Maureen C. Curnow "The Livre de la Cité des Dames by Christine de Pisan: A Critical Edition" 2 Bände, Dissertation, Vanderbildt University, 1975, (basiert auf dem Manuskript der Bibliothèque Nationale de Paris, ms. fr. 607, dem ältesten, datiert 1407), [“Dissertation Abstracts International”, 36 (1975-1976) 4536-4537ª].

Es blieben viele Manuskripte dieses Werkes erhalten (um die 25); es gibt ein handgeschriebenes, von Cristina um 1410 überarbeitet, das Isabel de Baviera gehörte.(London, British Library, ms. Harley 4431).

Übersetzung

Pizan, Cristina de „Das Buch von der Stadt der Frauen“ Übers. Margarete Zimmermann, Dt. Taschenbuch Verlag, München, 1995 (4. Auflage).

Text und Übers. ins Spanische Marie-José Lemarchand, Madrid, Siruela, 1995, 5-7 (Buch 1, Kap. 1). Sie schrieb es von 1404-1405.

Register

Cristina de Pisan erklärt, wie sie eines Nachmittags zu müde zum Lernen ein Buch, das ihr geborgt wurde, zu lesen begann, und glaubte, dass sie das unterhalten würde. Es war ein Buch, das die Frauen kritisierte. Sie hörte auf, als ihre Mutter sie zum Abendessen rief. Den folgenden Tag dachte sie über dieses und viele andere misogyne Bücher nach und es wurde ihr bewusst, dass sie während des Lesens diesen Schriftstellern mehr Autorität als ihrer weiblichen Erfahrung zugestand.

Translation

"Eines Tages saß ich in meinem Studierzimmer, meine ganze Person war von sehr ungleichen Büchern umgeben, wie es meine Gewohnheit ist, da das Studium der freien Künste eine Angewohnheit ist, die ich in meinem Leben führe. Ich befand mich schon geistig ermüdet, nachdem ich über die Ideen verschiedener Autoren nachgedacht hatte. Ich hob den Blick vom Text auf und entschied mich, die schwierigen Bücher sein zulassen, um mich mit der Lektüre eines Poeten zu unterhalten. Als ich mich in dieser Geisteshaltung befand, fiel ein gewisses merkwürdiges Bändchen in meine Hände, das nicht meines war, sondern das mir jemand geliehen hat. Dann öffnete ich es, und sah, dass der Titel "Das Gejammer des Mateolos" war. Ich musste lachen, denn obwohl ich es nicht gelesen habe, wusste ich, dass dieses Buch den Ruf hatte, den Respekt gegenüber den Frauen anzuzweifeln. Ich dachte, dass mir das Blättern in diesen Seiten ein Vergnügen bereiten würde, aber ich bin in der Lektüre nicht viel vorangekommen, als mich meine brave Mutter zum Tisch rief, weil die Stunde des Abendessens gekommen war. Ich verließ die Lektüre mit dem Vorhaben sie am folgenden Tag fortzusetzen. Als ich in mein Zimmer aus Gewohnheit am Morgen zurückkam, erinnerte ich mich, dass ich das Buch von Mateolo lesen musste. Ich las mich ein bisschen ein, aber da es mir schien, dass das Thema für jemanden wenig geeignet ist, der kein Wohlgefallen an der Falschheit findet, und es keineswegs zur Kultivierung der moralischen Qualitäten beitrug. Ich durchblickte auch die Rüpelhaftigkeiten des Stils und der Argumentation, nachdem ich vor und zurück geblättert hatte, las ich das Ende und ließ es sein, um mich einem seriöserem und nützlicherem Studium zu widmen. Obwohl dieses Buch nicht autoritär ist, ließ mich seine Lektüre jedoch verwirrt und in einer tiefen Perplexität versunken zurück. Ich fragte mich, was die Gründe sein könnten, die so viele Männer, Kleriker und Weltliche, dazu brachten, die Frauen zu tadeln, sie in Worten, Schriften und Abhandlungen so zu kritisieren. Es ist nicht die Sache eines oder zweier Männer, auch geht es nicht um diesen Mateolo, der niemals eine Beachtung, die über den Spott seines Bändchens hinausgeht, genießen wird; sondern es geht darum, dass es keinen Text gibt, der frei von Misogynität war. Im Gegenteil, die Philosophen, Poeten, Moralisten, alle - und die Liste wäre zu lang: scheinen mit derselben Stimme zu sprechen, um zum Schluss zu gelangen, dass die Frau, böse aus ihrem Wesen und ihrer Natur heraus ist und immer dem Laster zugeneigt ist. Als ich meinen Kopf über diese Dinge zerbrach; ich, die ich als Frau geboren wurde, begann ich meinen Charakter und mein Verhalten zu überprüfen und auch den vieler anderer Frauen, von denen ich die Gelegenheit hatte, sie zu treffen, genauso Prinzessinnen und große Frauen wie auch Frauen in mittelmäßigen oder bescheidenen Zuständen, die mir ihre intimsten Gedanken anvertrauten. Ich schlug vor, mir zu überlegen, ob das vereinte Zeugnis von so vielen illustren Männern falsch sein kann. Aber je mehr ich versuchte zu denen zurückzukehren, um so mehr erschöpften sich meine Ideen, so wie wenn jemand eine Frucht aushöhlt, konnte ich das Urteil der Männer über die Natur und das Verhalten der Frauen weder verstehen noch zugeben, dass es gut fundiert war. Gleichzeitig jedoch setzte ich mich dafür ein, die Frauen anzuklagen, denn ich dachte, es sei sehr unwahrscheinlich, dass so viele berühmte Männer, so viele Doktoren mit einem so tiefen Verständnis und einem universalen Scharfblick - mir schien, dass alle diese Fähigkeiten genießen mussten - auf eine so scharfe Art und Weise nachdenken konnten. In so vielen Werken war es fast unmöglich einen moralisierenden Text zu finden, egal von welchem Autor, bevor ich zum Ende kam, stieß ich immer auf einen Absatz oder ein Kapitel, der die Frauen anklagte oder sie erniedrigte. Dieses alleinige Argument reicht mir um daraus den Schluss zu ziehen, dass all das wahr sein musste, wenn mein Geist in seiner Naivität und Ignoranz nicht dazu gelangen konnte, diese großen Defekte zu erkennen, die ich selbst ohne Zweifel mit den anderen Frauen teilte. So kam ich dazu, mehr dem fremden Urteil zu trauen, als dem, was ich als Frau fühlte und wusste."

Die Bewunderung der Werke GottesflechaTeresa de Cartagena.

Fragmente
Auflage
Teresa de Cartagena "Arboleda de los enfermos y Admiraçión operum Dey", Hrsg. de Lewis J. Hutton, Madrid 1967 [Anejos del “Boletín de la Real Academia Española” XVI].
Register
Teresa de Cartagena publizierte gerade das Buch "Der Wald der Kranken". Einige Humanisten aus ihrer Umgebung klagten sie des Plagiats mit der fingierten Bewunderung an, da eine Frau so ein Werk nicht schreiben konnte. Sie verteidigte sich, indem sie auf Wunsch und Bitte ihrer Freundin Juana de Mendoza ein anderes Buch mit dem Titel "Die Bewunderung der Werke Gottes" schrieb, in dem sie argumentiert, dass den Frauen aus Gnade ihre eigene Göttlichkeit, wie sie auch den Männern eigen ist, gewährt wurde. Dieses Buch wurde als das erste bekannt, das in spanischer Sprache von einer Frau geschrieben wurde, die an der "Querelle der Frauen" teilnahm.
Translation

"Einleitung

Viele Male wurde mir bewusst, virtuose Herrin, das einige der klugen Männer und auch der diskreten Frauen sich über die Abhandlung wundern oder sich gewundert haben, die meine Hand mit der göttlichen Gnade meines schwachen weiblichen Verstands geschrieben hatte. Und da es ein kleines Werk mit wenig Substanz ist, bin ich verwundert. Und es soll nicht geglaubt werden, dass die klugen Männer sich über eine kleine Sache wundern wollen, aber ihr "Sich-Wundern" ist gewiss, es scheint als würde meine Beleidigung nicht angezweifelt, denn diese Bewunderung zeigt sich nicht durch den Verdienst dieser Schrift, sondern durch den Mangel seiner Autorin oder Schriftstellerin; wie wir es aus der Erfahrung sehen, wenn eine einfache Person mit einer groben Verstand ein Wort sagt, das uns als sinnhaft erscheint: wir wundern uns darüber, nicht weil ihr Gesagtes der Bewunderung würdig sei, sondern weil das Wesen dieser Person selbst so tadelnswert und niedrig ist, und so wenig geschätzt wird, dass wir von ihr nichts Gutes erwarten. Und deshalb, wenn es aus Erbarmen Gottes passiert, dass diese einfachen oder groben Personen etwas sagen oder machen, dass obwohl es nicht so gut ist, und wenig geläufig ist, wir uns über die bereits genannte Relation wundern. Und aus derselben Relation heraus, haben sich die klugen Männer über die Abhandlung, die ich gemacht habe, gewundert: nicht weil in ihr so gute Dinge der Bewunderung würdig enthalten sind, sondern weil meine eigenes Wesen und der gerechte Verdienst mit dem Missgeschick und den wachsenden Krankheiten gegen mich gerichtete Stimmen sind und stiften alle, die sich wundern an, zu sagen: Wie kann es etwas Gutes in einer Person geben, in der sich so viel Schlechtes zeigt? Und aus dem wurde gefolgert, dass das weibliche Werk von geringer Substanz, dem der Tadel der gewöhnlichen Männern gebührt, auch mit viel Vernunft der Bewunderung der Aneignung der einzelnen und großen Männer würdig ist, weil der Kluge sich nicht ohne Grund wundert, wenn er sieht, dass der Dumme reden kann. Und sage wer will, dass diese genannte Bewunderung eine Lobrede ist, die mir als Tadel erscheint, und ich bevorzuge freiwillig, dass sie mir beleidigende Beschimpfungen aussprechen, als leere Lobreden, denn mich kann weder die Beleidigung verletzen noch kommt mir die leere Lobrede zu Gute. Denn ich will mir keinen fremden Ruhm aneignen, noch wünsche ich vom Tadel selbst zu fliehen. Aber es gibt etwas Anderes, dass ich nicht gestatte, oder die Wahrheit gestattet es nicht: es scheint, dass sich nicht nur die Klugen über die erwähnte Abhandlung wundern, sondern dass einige sogar nicht glauben können, dass es wahr sein könne, dass ich etwas so gut gemacht hätte; dass in mir weniger ist, als angenommen wird, aber in der Barmherzigkeit Gottes befinden sich größere Güter. Und wie sie sagen, virtuose Frau, dass der zitierte Band als Konzept auf Papier Ihnen und dem Herr Gómez Manrique bekannt wurde, so weiß ich nicht, ob sich der Zweifel, der die Abhandlung umgibt, ihrem Belieben entspricht. Und obwohl das gute Werk, das vor der souveränen Wahrheit wahrhaftig und gewiss ist, als nicht sehr beschädigt resultiert, wenn es angezweifelt wird, wie dieses, durch die Aufnahme und das Urteil der menschlichen Männer, das kann die Substanz der Schrift zerstören und zerstört; und scheint sogar die Gunst und den Dank, den mir Gott erwies, zurückzuziehen. Für das alles in Ehre und Ruhm dieses souveränen und liberalen Herrn, dessen Erbarmen die Erde erfüllt, und ich, der ich ein kleines Stück Erde bin, ich traue mich jenes, das meines klein und schwach ist, Ihrem großen Belieben zu präsentieren, und ich biete es Ihnen jetzt an."

Transkription

“Introduçión

Muchas vezes me es hecho entender, virtuosa señora, que algunos de los prudentes varones e asy mesmo henbras discretas se maravillan o han maravillado de vn tratado que, la graçia divina administrando mi flaco mugeril entendimiento, mi mano escriuió. E como sea vna obra pequeña, de poca sustançia, estoy maravillada. E no se crea que los prudentes varones se ynclinasen a quererse marauillar de tan poca cosa, p[er]o sy su marauillar es çierto, bien paresçe que mi denuesto non es dubdoso, ca manifiesto no se faze esta admiraçión por meritoria de la escritura, mas por defecto de la abtora o conponedora della, como vemos por esperençia quando alguna persona de synple e rudo entendimiento dize alguna palabra que nos paresca algund tanto sentida: maravillámonos dello(s), no porque su dicho sea digno de admiraçión mas porque el mismo ser de aquella persona es asy reprovado e baxo e tenido en tal estima que no esperamos della cosa que buena sea. E por esto quando acaesçe por la misericordia de Dios que tales personas sinples e r[u]d[a]s dize[n] o haze[n] alguna(s) cosa(s), avnque no sea del todo buena, (e) sy no comunal, maravillámonos mucho por el respecto ya dicho. E por el mesmo respecto creo çiertamente que se ayan maravillado los prudentes varones del tractado que yo hize, y no porque en él se contenga cosa muy buena ni digna de admiraçión, mas porque mi propio ser e justo meresçimiento con la adversa fortuna e acresçentadas pasyones dan bozes contra mí e llaman a todos que se maravillen diziendo: ‘¿Cómo en persona que tantos males asyentan puede aver algund bien?’ E de aquí se ha seguido que la obra mugeril e de poca sustançia que dina [es] de reprehensyón entre los onbres comunes, (e) con mucha razón sería fecha dina de admiraçión en el acatamiento de los singulares e grandes omes, ca no syn causa se maravilla el prudente quando vehe que el nesçio sabe hablar. E diga quien quisyere que esta ya dicha admiraçión es loor, que a mí denuesto me paresçe(r) e, por la mi voluntad, antes se me ofrescan injuriosos denuestos me paresçe que no vanos loores; ca ni me puede dañar la injuria nin aprovechar el vano loor. Asy que yo no quiero vsurpar la gloria ajena ni deseo huyr del propio denuesto. Pero ay otra cosa que [no] devo consyntir, pues la verdad non la consyente, ca paresçe ser no solamente se maravillan los prudentes del tractado ya dicho, mas avn algunos no pueden creer que yo hisyese tanto bien ser verdad: que en mí menos es de lo que se presume, pero en la misericordia de Dios mayores bienes se hallan. E porque me dizen, virtuosa señora, que el ya dicho bolumen de papeles bor[r]ados aya venido a la noticia del señor Gómez Manrique e vuestra, no sé sy la dubda, a bueltas del tractado, se presentó a vuestra discreçión. E como quier que la buena obra que antel subjeto de la soberana Verdad es verdadera e çierta, non enpeçe mucho si nel acatamiento e juizio de los onbres vmanos es avida por dubdosa, como ésta, puede estragar e estraga la sustançia de la escritura, e avn paresçe evacuar muy mucho el benefiçio e graçia que Dios me hizo. Por ende, a onor y gloria deste soberano e liberal Señor de cuya misericordia es llena la tierra, e yo, que soy un pequeño pedaço de tierra, atréuome presentar a vuestra grand discreçión esto que a la mía pequeña e flaca por agora se ofresçe.”

Themen: Die zwei Unendlichkeiten: die erste Materie und Gott

Autorinnen

María-Milagros Rivera Garretas
María-Milagros Rivera Garretas

Wurde 1947 in Bilbao unter dem Zeichen des Schützen geboren. Sie hat eine Tochter, die 1975 in Barcelona geboren wurde. Sie ist Professorin für mittelalterliche Geschichte und eine der Gründerinnen des Frauenforschungszentrum Duoda der Universität Barcelona, das sie von 1991 bis 2001 leitete. Auch trug sie 1991 zur Gründung der Frauenbuchhandlung „Próleg“ in Barcelona und 2002 zur Entstehung des Zentrums „Fundación Entredós“ in Madrid bei.

Sie hat geschrieben: "El priorato, la encomienda y la villa de Uclés en la Edad Media (1174-1310). Formación de un señorío de la Orden de Santiago" (Madrid, CSIC, 1985); "Textos y espacios de mujeres. Europa, siglos IV-XV" (Barcelona, Icaria, 1990 y 1995); deutsche Übersetzung von Barbara Hinger, "Orte und Worte von Frauen" Wien, Milena, 1994 und München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997); “Nombrar el mundo en femenino. Pensamiento de las mujeres y teoría femminista” (Barcelona, Icaria, 2003); "El cuerpo indispensable. Significados del cuerpo de mujer" (Madrid, horas y HORAS, 1996 y 2001); "El fraude de la igualdad" (Barcelona, Planeta, 1997 y Buenos Aires, Librería de Mujeres, 2002); und "Mujeres en relación. Feminismo 1970-2000" (Barcelona, Icaria, 2001).

Einleitung

Die Geschichte, die geschrieben wird, hat generell die Absicht die menschliche Erfahrung in verschiedenen Zeiten zu erzählen, indem sie die Erfahrung interpretiert. In den verschiedenen Zeiten präsentiert sich das menschliche Wesen, das die Hauptrolle spielt und der Geschichte angehört, nicht als Wesen oder abstrakte Person, sondern als Frau oder Mann, da das menschliche Wesen immer und überall sexuiert (d. h. in weiblich oder männlich unterschieden wird, und somit der sexuellen Differenz unterliegt. Anm. d. Übers.) ist.

Denn die Leute lernen schon beim Sprechenlernen, dass es auf der Welt nur Frauen oder Männer, Mädchen oder Buben gibt. Wenn uns das Sprechen beigebracht wird -das heißt, wenn uns die Muttersprache gelernt wird- zeigt uns die Mutter, uns auf die Mädchen weiblich und auf die Buben männlich zu beziehen. Die Tatsache die sexuellen Differenz zu bemerken heißt, die Geschichte zu beobachten und wertzuschätzen, da die Interpretationen und die freien Ausdrücke über die Tatsache eine Frau oder ein Mann zu sein die Welt bereichern können: eine menschliche Qualität, die unabkömmlich und nicht reduzierbar ist, die alles kennzeichnet.

Es kommt jedoch vor, dass wenn wir ein wissenschaftliches Werk über die Geschichte lesen, feststellen, dass ihr Autor oder ihre Autorin fast nie männliche oder weibliche Formen sondern neutrale Formen verwendet: in diesem vorgetäuschten universalen Neutrum, das so sehr und mit viel Vernunft vom Feminismus angeklagt wird, und das der Positivismus des 19. Jahrhundert als wissenschaftliche Sprache auferlegt hat. Es sind Geschichtswerke, welche die grundlegende historische Tatsache nicht wahrnehmen, dass wir, die Frauen und die Männer die Geschichte machen und zu ihr gehören, und sich so von der Muttersprache, die auf diese Art in der Kindheit gelernt wurde, trennen. Deshalb haben die Geschichtsbücher Titel wie: "Der mittelalterliche Mann" oder "Die Philosophie des Mannes" oder "Die Indianer der Karibik" oder "Das Kind in der Renaissanceliteratur".

Sie machen es weder wegen einer ökonomischeren Sprache noch wegen des fehlendem Platzes, denn generell sind das Werke, die sich in jedes Detail auch noch so gemäßigten Interesses ausdehnen, sondern sie machen es wegen eines politischen Grundes: Seit dem Humanismus und der Renaissance hat die so genannte westliche Kultur die freien Ausdrücke der Differenz eine Frau zu sein mit Ausdauer in der Geschichte verfolgt und verfolgt sie noch immer. Und täuscht entgegen der Beweise der Sinne noch immer vor, dass auch die Sprache des Neutrums die Frauen einschließt. Aber zufällig ist die neutrale Sprache nicht neutral, sondern fällt mit der männlichen Sprache zusammen. Es geschieht, dass, wenn sich eine Leserin einem wissenschaftlichen Geschichtswerk mit der Hoffnung etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren nähert, die Undurchsichtigkeit vollständig ist. In dieser Undurchsichtigkeit sehen sich die Frauen nicht, weil die männliche Sprache uns unser eigenes Unendliches vorenthält.

Es gibt daher heute zwischen der Geschichte und den wissenschaftlichen Geschichtsbüchern, zwischen dem Leben und der Geschichtsforschung, eine fundamentale Entkoppelung, ein Loch, durch das viele Dinge entkommen: so viele, dass es jedes Mal mehr Leute vorziehen, einen historischen Roman und keinen Artikel zu lesen, um eine Episode des Vergangenen kennen zu lernen. Die Entkoppelung besteht darin, dass das Fundament der lebendigen Geschichte die Beziehungen zwischen den Geschlechtern ist, und im Gegenteil, das Fundament der wissenschaftlichen Geschichtswerke sind die Handlungen des neutralen, vorgetäuschten universalen, Mannes: ein eigenartiger Mann, der in Wirklichkeit weder Mann noch Frau ist.

Die sexuelle Differenz in der Geschichte

Jedoch außerhalb der Gebiete, die durch den wissenschaftlichen Positivismus geregelt werden, haben die Frauen immer die Geschichte geschrieben und sie hatten im Bewusstsein immer die freie Bedeutung eine Frau zu sein gehabt. Sie haben es besonders unter Frauen gemacht, das war in den Klöstern und Konventen, in den kanonischen Institutionen, in der Welt der Beginen oder Betschwestern, an den weiblichen Höfen der Königsfamilien, der Adeligen und des Bürgertums, in den feministischen Gruppen, in den dualen Beziehungen, an jeglichem Ort und zu jeglicher Zeit, in den kulturellen, bildnerischen oder politischen, weiblichen Stiftungen etc. entwickelt und aufrechterhalten. Einige wenige Beispiele sind die Texte der Troubadourin Anonima 2, von Cristina de Pizan und von Teresa de Cartagena.

In ihrer Erzählung von gelebten Geschichten, schrieben sie in der weiblichen Form, um sich auf die Frauen zu beziehen und in der männlichen Form, um sich auf die Männer zu beziehen. Mit dieser politischen Geste, die in der Sprache ausgedrückt wurde, ließen sie ihnen (Frauen und Männern) die eigene unendliche Dimension offen, eine grenzenlose Dimension, in der die Freiheit möglich ist.

Zu sagen, dass jedes biologische Geschlecht seine eigene Unendlichkeit hat, impliziert zu verstehen, dass es auf der Welt zwei Unendlichkeiten gibt; die weibliche und die männliche. Das trifft mit der aktuellen Gewohnheit zusammen, die voraussetzt, ohne viel zu denken, dass das Unendliche nur eines ist, wie es nur einen Gott und nur einen Gipfel oder nur einen Präsidenten oder ein Prinzip des Denkens oder des Seins gibt. Jedoch formte sich die Kosmologie des feudalen Europas aus zwei schöpferischen Prinzipien, jede von ihnen wurde als eine kosmische Tragweite verstanden. Diese schöpferischen Prinzipe waren das weibliche Prinzip und das männliche Prinzip. Diese Art die Welt zu sehen, drückte sich zum Beispiel in einer Theorie aus, die sich die Doktrin der zwei Unendlichkeiten nannte. Diese Doktrin sagte, dass es in der Welt zwei Unendlichkeiten gibt, welche sind: die erste Materie oder "materia prima" und Gott. Die erste Materie ist das Prinzip der weiblichen Schöpferin, Gott ist das Prinzip des männlichen Schöpfers.

Diese Theorie, die im Leben durch die Aufteilung in die Geschlechter angewandt wurde, wurde vom 13. Jahrhundert an durch die Hierarchie der katholischen Kirche verfolgt, die sich dazu der Scholastik, der Universitäten, der Folter und der Todesstrafe bediente.

Einige Frauen wurden zu Bewahrerinnen der Erinnerung an die Doktrin der zwei Unendlichkeiten auf verschiedene Art und Weise je nach historischen Umständen. Sie erinnerten sich daran in ihren Schriften im Laufe der folgenden Jahrhunderte bis zur Gegenwart.

Didaktische Anweisungen

Mit dem Ziel die Gegenwart mit der Theorie oder Doktrin der zwei Unendlichkeiten wahrzunehmen, mag es interessant sein, einen Teil des Romans von Clarice Lispector mit dem Titel "Nahe dem wilden Herz" (1944), zu lesen, in der sie die Erinnerung an die erste Materie als schöpferisches weibliches Prinzip des kosmischen Bereichs wiederbelebt.Ddie Theorie der zwei Unendlichkeiten hilft ein Rätsel der Politik in der unsrigen Zeit zu entschlüsseln; das Rätsel, das die Metapher der "gläsernen Decke" oder des Glasdachs umschreibt. Die gläserne Decke erscheint, wann eine Frau etwas nicht erreichen kann; etwas das sie wünscht, und es geschieht deshalb, weil sie kein Mann ist: etwas- ein Wesen, ein Mann- das sie als Wesen nicht erreichen kann, obwohl sie ihm nacheifern und es ihm gleichen kann. In einer Politik, die mit der Theorie der zwei Unendlichkeiten übereinstimmt, gibt es keine gläserne Decke, da weder die Frau als Maß des Mannes gesehen wird, noch der Mann als Maß der Frau gesehen wird: jene hätte ihr eigenes Unendliches, und er sein eigenes.

Bibliographie: Die zwei Unendlichkeiten: die erste Materie und Gott
  • ALLARD, Guy-H. "L’attitude de Jean Scot et de Dante à l’égard du thème des deux infinis: Dieu et la matière première" in (Werner Beierwaltes, Hrsg.) Eriugena redivivus. Zur Wirkungsgeschichte seines Denkens im Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit. Heidelberg, Carl Winter – Universitätsverlag, 1987, S. 237-253.
  • ALLEN, Prudence, The Concept of Woman. The Aristotelian Revolution, 750 BC-AD 1250, Montreal, Eden Press, 1985 und Grand Rapids, MI, W.B. Eerdmans, 1997.
  • CARTAGENA, Teresa de, (Lewis J. Hutton, Hrsg.) Arboleda de los enfermos y Admiraçión operum Dey. Madrid, Anejos del Boletín de la Real Academia Española XVI. 1967
  • CORTÉS TIMONER, Mª Mar, Madres y maestras espirituales. De Leonor López de Córdoba a Teresa de Jesús. Dissertation in spanischer Philologie, Universidad de Barcelona, 2002.
  • LIBRERIA DELLE DONNE DI MILANO, Das Patriarchat ist zu Ende. Es ist passiert - nicht aus Zufall. Übers. Traudel Sattler, Rüsselsheim, Göttert Verlag, 1996.
  • LISPECTOR, Clarice, Cerca del corazón salvaje. Übersetzt ins Spanische Basilio Losada, Madrid, Siruela, 2002.
  • LISPECTOR, Clarice, Nahe dem wilden Herzen Übers. Ray-Güde Mertin, F.a.M., Suhrkamp, 1987.
  • LISPECTOR, Clarice, La manzana en la oscuridad. Übersetzt ins Spanische Elena Losada, Madrid, Siruela, 2003.
  • LISPECTOR, Clarice, La pasión según G.H.. Übersetzt ins Spanische Alberto Villalba, Barcelona, Península, 1988.
  • LUCENTINI, Paolo, "L’eresia di Amalrico" in (Werner Beierwaltes, Hrsg.) Eriugena redivivus. Zur Wirkungsgeschichte seines Denkens im Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit. Heidelberg, Carl Winter – Universitätsverlag, 1987, S. 174-191.
  • MARTINENGO, Marirì, Las trovadoras. Poetisas del amor cortés. (Provenzalische Texte mit Spanischer Übersetzung). Übersetzt ins Spanische María-Milagros Rivera Garretas und Ana Mañeru Méndez, Madrid, horas y HORAS, 1997.
  • MURARO, Luisa, Il Dio delle donne. Mailand, Mondadori, 2003.
  • PIZAN, Cristina de, La Ciudad de las Damas.Übersetzt ins Spanische Marie-José Lemarchand, Madrid, Siruela, 1995.
  • PIZAN, Christine de, Das Buch der Stadt der Frauen Übers. Margarete Zimmermann, München, Dt. Taschenbuchverlag, 1992 (3. Auflage).
  • RIEGER, Angelica, Trobairitz. Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik. Gesamtkorpus. Tübingen, Max Niemeyer, 1991.
  • RIVERA GARRETAS, María-Milagros, "Egregias señoras. Nobles y burguesas que escriben, 1400-1560" en (Anna Caballé, Hrsg.) La vida escrita por las mujeres, 1: Por mi alma os digo, Barcelona, Círculo de Lectores, 2003.
  • RIVERA GARRETAS, María-Milagros, Orte und Worte von Frauen. Eine Spurensuche im europäischen Mittelalter. Übers. Barbara Hinger, München, Dt. Taschenbuchverl., 1997.
  • RIVERA GARRETAS, María-Milagros, El fraude de la igualdad, Barcelona, Planeta, 1997, S. 25-43 (korrigierte Neuausgabe: Buenos Aires, Librería de Mujeres, 2002).
  • RIVERA GARRETAS, María-Milagros, "Una cuestión de oído. De la historia de la estética de la diferencia sexual" en BERTRAN TARRÉS, Maria; CABALLERO NAVAS, Carmen; CABRÉ I PAIRET, Montserrat; RIVERA GARRETAS, María-Milagros und VARGAS MARTÍNEZ, Ana, De dos en dos. Las prácticas de creación y recreación de la vida y la convivencia humana. Madrid, horas y HORAS, 2000, S. 103-126.
  • VV. AA. The Querelle des femmes in the Romania. Studies in Honour of Friederike Hassauer. Wien, Turia + Kant, 2003.
  • WOOLF, Virginia, Un cuarto propio. Übersetzt ins Spanische María-Milagros Rivera Garretas, Madrid, horas y HORAS, 2003.
  • WOOLF, Virginia, Ein eigenes Zimmer. Übers. Heidi Zerning, F.a.M., Fischer Taschenbuch Verlag. 2002 (2. Auflage).

Ammerkungen

  1. Es ist sehr interessant dieses Argument von Cristina de Pizán mit dem von Virginia Woolf in "Ein eigenes Zimmer" (1929) zu vergleichen, ein anderes der Meisterwerke des weiblichen und feministischen Unterrichts: "Professoren, Lehrer, Soziologen, Kleriker, Novelisten, Artikelschreiber, Männer, mit keinem anderen Titel, ausser dem, keine Frauen zu sein, vermeiden meine einfache und einzige Frage: "Warum sind die Frauen arm? Und weiten sie zu fünfzig Fragen aus; bis sie die fünfzig Fragen frenetisch inmitten des Laufes überstürzten und von ihm ganz armselig wurden" (aus dem Spanischen übersetzt: Virginia Woolf "Un cuarto propio" Prolog und Übers. ins Spanische von María-Milagros Rivera Garretas, Madrid, horas y HORAS, 2003, S.53)

  2. Über die Nicht-Reduzierbarkeit der Differenz der Geschlechter: Liberia delle donne di Milano "Das Patriachat ist zu Ende. Es ist passiert - nicht aus Zufall." Übers. Traudel Sattler, Rüsselsheim, Göttert Verlag, 1996.

  3. Paolo Lucentini "L’eresia di Amalrico" in Werner Beierwaltes, Hrsg. "Eriugena redivivus. Zur Wirkungsgeschichte seines Denkens im Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit" Heidelberg, Carl Winter – Universitätsverlag, 1987, S. 174-191. Guy-H. Allard "L’attitude de Jean Scot et de Dante à l’égard du thème des deux infinis: Dieu et la matière première" Ibid., S. 237-253. María-Milagros Rivera Garretas "Una cuestión de oído. De la historia de la estética de la diferencia sexual" in Marta Bertran Tarrés, Carmen Caballero Navas, Montserrat Cabré i Pairet, María-Milagros Rivera Garretas y Ana Vargas Martínez "De dos en dos. Las prácticas de creación y recreación de la vida y la convivencia humana" Madrid, Horas y horas, 2000, S. 103-126.

  4. Die Doktrin der zwei Unendlichkeiten in der Version von Amalrico wurde durch das IV. Konzil von Letran (1215) verurteilt. Eine Version der Theologie in der Muttersprache, wie Guillerma de Bohemia, Margarita Porete zum Beispiel, die den Ausdruck "Selbstvergötterung" gebrauchte, wurde von Thomas von Aquin verurteilt, und er machte sich über jene lustig, die sagten, dass "totum mundum esse Deum". Somit verwechselt der die Andersheit, die in dem Wesen drinnen ist, mit der Annahme, dass das Wesen selbst Gott ist. Margarita Porete wurde am Place de la Grève in Paris 1310 verbrannt.

  5. "In was wurzelt am Ende seine Göttlichkeit? Sogar in den weniger Begabten spricht der Schatten dieser Erkenntnis, die sich nicht mit Intelligenz erlangen läßt. Die Intelligenz der blinden Sachen. Die Kraft des Steines, der im Fallen einen andern stößt, der ins Meer fällt und einen Fisch tötet. Manchmal wurde die gleiche Kraft in Frauen gefunden, die kürzlich Mutter oder Ehefrauen wurden, schüchterne Frauen des Mannes, wie die Tante, wie Armanda. Und jedoch hatten sie eine große Kraft, die Einheit in der Schwäche...Vielleicht habe ich übertrieben, vielleicht war die Göttlichkeit der Frauen nicht spezifisch und bestand nur in der Tatsache, dass sie exisistierten. Ja, ja hier war die Wahrheit: jene Frauen exisistierten mehr als die übrigen, sie waren das Symbol der Sache in der eigenen Sache. Und die Frau entdeckte, dass sie ein Mysterium in sich selbst war. Es gab in ihnen allen eine Qualität der ersten Materie, irgendeine Sache, die sich definieren könnte, aber sie kam nie dazu, weil ihr Wesen selbst, jenes der "Veränderung" war. Vereinigte sich mittels jener nicht die Vergangenheit mit der Zukunft und mit allen Zeiten?" Und weiter "Übertreiben sie nicht ihre Wichtigkeit, in jedem Bauch einer Mutter kann ein Kind geboren werden. Wie schön und welche Frau ist ernsthaft die erste Materie, trotz aller anderen Frauen!" (Übers. vom Spanischen “Cerca del corazon salvaje” Übers. Basilio Losada, Madrid, Siruela, 2002, S. 143 und 145.

  6. Über die Nicht-Reduzierbarkeit der Differenz der Geschlechter: Liberia delle donne di Milano "Das Patriachat ist zu Ende. Es ist passiert - nicht aus Zufall." Übers. Traudel Sattler, Rüsselsheim, Göttert Verlag, 1996.

  7. Paolo Lucentini "L’eresia di Amalrico" in Werner Beierwaltes, Hrsg. "Eriugena redivivus. Zur Wirkungsgeschichte seines Denkens im Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit" Heidelberg, Carl Winter – Universitätsverlag, 1987, S. 174-191. Guy-H. Allard "L’attitude de Jean Scot et de Dante à l’égard du thème des deux infinis: Dieu et la matière première" Ibid., S. 237-253. María-Milagros Rivera Garretas "Una cuestión de oído. De la historia de la estética de la diferencia sexual" in Marta Bertran Tarrés, Carmen Caballero Navas, Montserrat Cabré i Pairet, María-Milagros Rivera Garretas y Ana Vargas Martínez "De dos en dos. Las prácticas de creación y recreación de la vida y la convivencia humana" Madrid, Horas y horas, 2000, S. 103-126.

  8. Die Doktrin der zwei Unendlichkeiten in der Version von Amalrico wurde durch das IV. Konzil von Letran (1215) verurteilt. Eine Version der Theologie in der Muttersprache, wie Guillerma de Bohemia, Margarita Porete zum Beispiel, die den Ausdruck "Selbstvergötterung" gebrauchte, wurde von Thomas von Aquin verurteilt, und er machte sich über jene lustig, die sagten, dass "totum mundum esse Deum". Somit verwechselt der die Andersheit, die in dem Wesen drinnen ist, mit der Annahme, dass das Wesen selbst Gott ist. Margarita Porete wurde am Place de la Grève in Paris 1310 verbrannt.

  9. "In was wurzelt am Ende seine Göttlichkeit? Sogar in den weniger Begabten spricht der Schatten dieser Erkenntnis, die sich nicht mit Intelligenz erlangen läßt. Die Intelligenz der blinden Sachen. Die Kraft des Steines, der im Fallen einen andern stößt, der ins Meer fällt und einen Fisch tötet. Manchmal wurde die gleiche Kraft in Frauen gefunden, die kürzlich Mutter oder Ehefrauen wurden, schüchterne Frauen des Mannes, wie die Tante, wie Armanda. Und jedoch hatten sie eine große Kraft, die Einheit in der Schwäche...Vielleicht habe ich übertrieben, vielleicht war die Göttlichkeit der Frauen nicht spezifisch und bestand nur in der Tatsache, dass sie exisistierten. Ja, ja hier war die Wahrheit: jene Frauen exisistierten mehr als die übrigen, sie waren das Symbol der Sache in der eigenen Sache. Und die Frau entdeckte, dass sie ein Mysterium in sich selbst war. Es gab in ihnen allen eine Qualität der ersten Materie, irgendeine Sache, die sich definieren könnte, aber sie kam nie dazu, weil ihr Wesen selbst, jenes der "Veränderung" war. Vereinigte sich mittels jener nicht die Vergangenheit mit der Zukunft und mit allen Zeiten?" Und weiter "Übertreiben sie nicht ihre Wichtigkeit, in jedem Bauch einer Mutter kann ein Kind geboren werden. Wie schön und welche Frau ist ernsthaft die erste Materie, trotz aller anderen Frauen!" (Übers. vom Spanischen “Cerca del corazon salvaje” Übers. Basilio Losada, Madrid, Siruela, 2002, S. 143 und 145.

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